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Pressetext Deutsch Öffnungszeiten: Freitag und Samstag 14 – 18 Uhr Und nach Vereinbarung
Wie steht es heute eigentlich um die Abstraktion? In den letzten Jahren richtete sich das Augenmerk der Kunstwelt vor allem auf das Erzählerische, sei es nun in Malerei, Fotografie oder Installation, die Abstraktion trat vollends in den Hintergrund. Zu Unrecht, wie wir meinen. Albrecht Schnider Ebenso listig wie souverän bewegt sich der Schweizer Albrecht Schnider auf dem schmalen Grat zwischen Abstraktion und Figuration. Seine jüngsten Gemälde zeigen die Umrisse vom Köpfen, deren Gesicht jedoch weiß ausgespart bleibt. Radikal hinterfragt er in diesen provokativ künstlichen Bildern Sinn und Notwendigkeit der Darstellung menschlicher Einzigartigkeit, das Credo des humanistischen Kunstbegriffs. Die Anonymität der Figuren korrespondiert mit dem neutralen Malstil, der mit äußerster Präzision umrissene Flächen und Linien ohne erkennbaren Pinselstrich in ebenmäßig aufgetragenem Acryllack wiedergibt. Dieselbe neutrale Anonymität, der Verzicht auf den malerischen Gestus, prägt auch Schneider gegenstandslose Gemälde, deren spannungsreiche flächige Kompositionen auf den ersten Blick plakativ anmuten, bei näherer Betrachtung jedoch eine Vielzahl von Details entdecken lassen – feine Überschneidung von Farbfeldern, die Dramatik eines Linieverlaufes. Hinter der kühlen Klarheit der neutralen Oberflächen scheint spielerische Komplexität auf, eine zerebrale Sinnlichkeit, eine strenge Augenlust jenseits bloßer Gefälligkeit. Rebecca Morris Die Stilvielfalt der Amerikanerin Rebecca Morris läßt jene modernistische Selbstbezüglichkeit, die Abstraktion lange prägte, weit hinter sich. Ihre dichten, reichen Formengewebe eröffnen eine Vielzahl an Bezügen zu Hoch- und Popkultur, von Graffiti zu Kunstgeschichte. Auf einer silbernen Leinwand mit Oberflächenstrukturen, die an Yves Klein denken lassen, wird seitlich betrachtet unversehens die Struktur einer Backsteinmauer erkennbar. Eine dynamische geometrische Komposition, die die Formensprache der Delaunays und des Art Déco aufnimmt, offenbart von nahe betrachtet einen aquarellhaften zarten Farbauftrag, der die Felder in Nuancen zerschimmern läßt. Die stilistische Breite und das malerische Können Morris entfalten einen opulente Sinnlichkeit, die in ihrem assoziativen Reichtum fast schon barock anmutet, eine Spielart der Abstraktion, welche die für die Moderne bestimmende Kluft zwischen High und Low überwindet. Sergej Jensen Sergej Jensen verweigert sich der Malerei: Aus Stoffresten und Alltagsüberbleibseln entwickelt der in Berlin lebenden Däne eine Bildsprache, die zugleich in einem Dialog mit der Moderne ebenso wie Arte Povera und Minimalismus steht. Jensen näht aus eingefärbten Nesselstoffen abstrakte Leinwände, deren einfache Formen an die klassische Moderne, an Flaggen ebenso wie Jasper Johns Bilder von Flaggen erinnern. Oder er bringt Kringel aus grauer Knete auf einer gräulichen Leinwand an: Was von weitem als Punkt erschien, entpuppt sich als dreidimensionales Gebilde mit frech alltäglicher Anmutung. Die bescheidenden Materialien und die bastlerische Arbeitsweise stehen in einem liebevoll ironischen Spannungsverhältnis zur Bezugnahme auf die klassische Moderne, Punk Chic trifft auf das Erhabene. Jensen bringt seine Kunst treffend einfach auf einen Punkt: "Meine Bilder sind persönlich vermufft. Viel Dreck, viel ist kaputt, aber sie sind auch nett." In der räumlichen Anordnung zeigt sich eine Vielzahl von Bezügen unter diesen drei Positionen, die augenscheinlich unterschiedlicher nicht sein könnten, jedoch die Ernsthaftigkeit teilen, mit der sie die Grundprobleme der Abstraktion umkreisen und neu definieren. Sie beweisen, daß Abstraktion sinnliche Reize und intellektuelle Herausforderung auf der Höhe der Zeit zu verbinden imstande ist. |